Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 3. Dezember 1998

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"Im Standesamt klicken die Handschellen / Den verstärkten Kampf gegen Scheinehen verstehen einige Standesämter als Aufforderung zu gesetzeswidrigen Handlungen. In Wedding wurde ein Türke im Standesamt verhaftet. Datenschutzbeauftragter will Vorgang prüfen
Seitdem Standesbeamte verpflichtet sind, verstärkt gegen Scheinehen vorzugehen, überschreiten einige im Eifer des Gefechts ihre Kompetenzen auf eklatante Weise. Statt, wie im neuen Eheschließungsrecht seit Juli dieses Jahres festgelegt, lediglich die Mitwirkung zu verweigern, wenn offenkundig keine 'eheliche Lebensgemeinschaft' gegründet werden soll, verlangen sie für die Eheschließung - entgegen einer Weisung der Innenverwaltung - eine Aufenthaltsgenehmigung oder informieren gar die Polizei. ... Die stellvertretende Datenschutzbeauftragte, Claudia Schmid, erklärte, die Vorwürfe prüfen zu wollen. Keinesfalls dürften Standesbeamte 'ins Blaue hinein' von einer Scheinehe ausgehen. Demnächst sollen alle Standesämter über die Rechtslage informiert werden." taz 3.12.98 S. 1

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"Löschte Polizei belastendes Material?
Berlin - Ein Rechtsanwalt hegt einen schweren Verdacht. Die Berliner Ermittlungsbehörden haben demnach möglicherweise aus dem eigenen Computersystem den Beschuldigtenstatus gegen Beamte verschwinden lassen. Aktuelles Beispiel ist die 23. Polizeieinsatzhundertschaft, die an zwei Prügelattacken beteiligt gewesen sein sollen. Doch in internen Auskunftssystemen gibt es keine Hinweise auf diese Verfahren." MoPo 3.12.98 S. 1

"Vorwurf: Manipulation in Polizeicomputern / Rechtsanwalt argwöhnt, daß Belastungsmaterial gegen Polizisten bewußt gelöscht wurde
Ein Vorwurf von Tragweite: Die Berliner Ermittlungsbehörden sollen in ihrem Computersystem Daten über beschuldigte Polizisten gelöscht oder gar nicht erst eingetragen haben." MoPo 3.12.98 S. 12

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"Heinrich Fink soll auf Stasi-Kontakte überprüft werden / Van Essen stellt Antrag im Immunitätsausschuß
Eine Überprüfung des PDS-Abgeordneten Heinrich Fink auf eine Tätigkeit für die Staatssicherheit hat der FDP-Bundestagsabgeordnete Jörg van Essen gefordert. Der Theologe Fink war 1991 wegen inoffizieller Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) als Rektor der Berliner Humboldt-Universität entlassen worden. Im Immunitätsausschuß des Bundestages wird van Essen heute beantragen, den vor wenigen Wochen in den Bundestag gewählten Fink 'von Amts wegen' auch ohne dessen Einverständnis zu überprüfen." BerlZtg 3.12.98 S. 5

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"Momper soll Adressenlisten doch erhalten / SPD-Landesvorstand entscheidet am Freitag
Der SPD-Landesvorstand will morgen darüber entscheiden, ob die Adressenlisten der rund 22 000 SPD-Mitglieder für den innerparteilichen Wahlkampf genutzt werden dürfen. ... Die parteiinterne Diskussion hat sich zugunsten von Momper entwickelt. Im SPD-Landesausschuß am vergangenen Montag setzten sich mehrere Kreisvorsitzende für die Herausgabe der Adressen- und Telefonlisten ein. ... Momper will die Listen für Telefonaktionen und persönliche Anschreiben nutzen. ... SPD-Geschäftsführer Norbert Meisner, der zu den Unterstützern von Böger zählt, hatte die Herausgabe der Adressen aus Datenschutzgründen abgelehnt. ... Nach der Diskussion im Landesausschuß wird dies in der SPD-Landeszentrale nun anders gesehen. ... Es gebe zwar gute Argumente, warum man die Listen aus Datenschutzgründen nicht herausgeben dürfe. 'Aber', so Zimmermann, 'wir müssen auch die Interessen der Kandidaten berücksichtigen.'" BerlZtg 3.12.98 S. 26

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"Landrat gegen anonyme Tips / Bürgertelefon gestoppt
Das Sozialamt des Landkreises Barnim wird künftig anonymen Hinweisen auf Sozialmißbrauch nicht mehr nachgehen. ... Landrat Bodo Ihrke (SPD) habe dies mit der Begründung angeordnet, daß diese 'ungeeignet' für eine 'angemessene Prüfung' seien, ... ." BerlZtg 3.12.98 S. 31

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"Kontrolle der Geheimdienste soll bald reformiert werden / Künftig nicht mehr vier Gremien / Die SPD rückt von weitgehenden Einblicksbefugnissen des Parlaments ab
... SPD und Bündnis 90/Die Grünen haben in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, die parlamentarische Kontrolle der nachrichtendienstlichen Tätigkeiten in einem Gremium zusammenzufassen und dessen Befugnisse auszuweiten. In den vergangenen Legislaturperioden ist die Kontrolle durch vier verschiedene Gremien ausgeübt worden: die Parlamentarische Kontrollkommission (PKK); das sogenannte G-10-Gremium, das für die Brief- und Fernmeldeüberwachung zuständig ist; ein Ausschuß, der für das Zollkriminalamt zuständig ist; und ein Gremium, das die Wirtschaftspläne der Nachrichtendienste prüft. ... ...die Sozialdemokraten hatten ... einen Gesetzentwurf vorgelegt, mit dem die Kontrollaufgaben in einem Gremium zusammengefaßt werden sollten. ... Dem neuen Kontrollausschuß, in dem im wesentlichen dann die PKK und das G-10-Gremium zusammengefaßt wären, sollen fünfzehn Abgeordnete angehören; ihnen soll ein Sekretariat und ein Mitarbeiterstab zur Seite stehen, wie sie die Bundestagsausschüsse haben. ... Er sollte die Möglichkeit erhalten, Akten anzufordern und einzusehen, Mitarbeiter der Dienste anzuhören und unangemeldete Kontrollbesuche vorzunehmen. Bei den Gesprächen, die jetzt geführt werden, zeichnet sich ab, daß davon Abstriche gemacht werden, mit Rücksicht auf den schützenswerten Kernbereich der Regierungsarbeit und die Arbeitsfähigkeit der Dienste." FAZ 3.12.98 S. 2

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"Sachsen fordert vernetzte Sozialämter
Der sächsische Sozialminister Hans Geisler hat sich für eine bundesweite Vernetzung der Sozialämter ausgesprochen. Nur so lasse sich der Mißbrauch durch Doppelbezieher verhindern, sagte der CDU-Politiker gestern." taz 3.12.98 S. 7

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